Nachwuchsforschungsgruppe der Hans-Böckler-Stiftung

Die 2019 gebildete Nachwuchsforschungsgruppe „Rechtsextreme Gewaltdelinquenz und Praxis der Straf-verfolgung“ (NFG020) setzte sich vor dem Hintergrund eines Anstiegs der rechtsmotivierten Gewalt ab 2014 zum Ziel, einen grundlegenden Beitrag zu einem besseren wissenschaftlichen Verständnis von Taten, Täter:innen und Reaktionen der Strafverfolgungsbehörden im Phänomenbereich rechtsextremer Gewaltdelinquenz zu leisten - zumal sich bislang die meisten wis-senschaftlichen Studien zu diesen Themen auf die 1990er Jahren beschränkten. Die Hans-Böckler-Stiftung förderte im Rahmen der Nachwuchsforschungsgruppe zeitweise drei Dissertationsprojekte. Auf der Abschlusstagung am 14. September in Frankfurt/Main werden nun Ergebnisse dieser Arbeiten präsentiert und zur Diskussion gestellt. Die eingeladenen externen Expert:innen Frank Neubacher, Michael Kohlstruck, Vanessa Salzmann, Stefan Malthaner, Fabian Virchow und Alexander Niedermeier werden Einblicke in ihre Forschung und Theoriebildung bieten.

Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenlos. Notwendig ist eine schriftliche Anmeldung bis zum 01.09.2023 per Email an: kriminologie [ätt] uni-frankfurt.de

Das Programm finden Sie hier.

Die Geschichte des Rechtsterrorismus in Deutschland ist lang und reicht zurück bis in die Weimarer Republik. Exemplarisch ist hier der Mord an dem Politiker und Außenminister Walther Rathenau durch zwei Mitglieder der paramilitärischen und rechtsradikalen Organisation Konsul im Jahr 1922 zu nennen. Die Tatmotive und Ziele lesen sich dabei erschreckend aktuell. Doch auch bereits nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs finden sich bis in die Gegenwart zahlreiche Beispiele rechtsterroristischer Anschläge in der (alten) Bundesrepublik. So drängen sich die Fragen auf: Inwiefern handelt es sich hierbei tatsächlich um Kontinuitäten? Können die Ereignisse, Entwicklungen und Hintergründe auf die Gegenwart übertragen werden? Wie unterscheiden sich Strukturen, Akteure, Ziele und Motive in der Zeit der Weimarer Republik im Vergleich zum Rechtsterrorismus in der Bundesrepublik? Diese und weitere Fragen sollen bei der Veranstaltung „Kontinuität des Rechtsterrorismus? – Von den Anfängen in der Weimarer Republik bis in die Gegenwart“ mit dem Historiker Prof. Dr. Martin Sabrow und dem Soziologen Hendrik Puls thematisiert und diskutiert werden.

Die Veranstaltung findet am 22. Juni 2023 von 18:00 Uhr bis 20:00 Uhr im Erich-Zeigner-Haus in Leipzig-Plagwitz statt. Die Teilnahme ist kostenlos. Wir bitten um eine formlose Anmeldung bis zum 19.06.2023 an veranstaltungen [ätt] erich-zeigner-haus-ev.de.

Am 24. Juni 1982 tötete der Rechtsterrorist Helmut Oxner in Nürnberg drei Menschen und verletzte drei weitere schwer. Sein erstes Ziel war die Diskothek "Twenty Five", wo er gezielt auf Menschen schoss, die er als "ausländisch" ansah. Anschließend feuerte er auf der Straße in eine Gruppe ausländischer Passanten und tötete sich nach einem Schusswechsel mit der Polizei selbst.
Am 15. Juni 2023 findet aus diesem Anlass im Neuen Museum in Nürnberg die Veranstaltung "Rechtsterrorismus als Selbstermächtigung" statt, die Teil des Rahmenprogramms der Ausstellung "Rechtsterrorismus. Verschwörung und Selbstermächtigung von 1945 bis heute" ist. In einem Impulsvortrag ordnet Hendrik Puls die Tat in seine aktuelle Forschung ein. Im Anschluss führt Kuratorin Rebecca Weiß ein Gespräch mit Brigitte W., deren Ehemann Opfer dieses rechtsterroristischen Verbrechens wurde. Sie spricht über ihre Erinnerungen, die damaligen Ermittlungen und ihren persönlichen Umgang mit der Tat. Mehr Informationen hier.

Fabian Virchow und Hendrik Puls veröffentlichten jüngst den Sammelband "Rechtsterorrismus in der alten Bundesrepublik", in dem aus historischen und sozialwissenschaftlichen Perspektiven die Taten rechtsterroristischer Gewaltakteure vor 1990 untersucht werden. Die politische und wissenschaftliche Aufmerksamkeit für rechtsterroristische Gewalt hat nach Bekanntwerden der Morde des NSU zugenommen. Zugleich ist die lange Geschichte des Rechtsterrorismus in Deutschland im Detail und unter Auswertung zeitgenössischer Archivalien und Dokumente noch weitestgehend unerforscht.  Der Band versteht sich entsprechend als Werkstattbericht, der Einblicke in neuere Forschung zum Thema gewährt. Bislang vernachlässigte und kaum untersuchte Fälle (wie etwa die ‚Gruppe Ludwig‘) werden umfassend dargestellt, bekanntere Fälle unter neuen Fragestellungen diskutiert (wie etwa die ‚Hepp-
Kexel-Gruppe‘) und ein sich im Verlauf der Jahre veränderter Erkenntnisstand neu bewertet (wie etwa hinsichtlich des Oktoberfest-Anschlags). Hier geht es zum Buch.

 

Jana Berberich hat ihre Dissertation mit dem Titel "Rechts motivierte Brand- und Sprengstoffanschläge. Eine empirische Untersuchung zu den Tathintergründen, der justiziellen Bearbeitung und den Täter*innen rechts motivierter Brandstiftungs- und Sprengstoffdelikte" veröffentlichen können. Im Rahmen der Dissertation wurden Strafverfahrensakten aus Nordrhein-Westfalen und Sachsen analysiert. Die Akten haben die von den staatlichen Registrierungsbehörden als PMK-rechts eingeordneten Brandstiftungs- und Sprengstoffdelikte der Jahre 2015, 2016 und 2017 zum Gegenstand. Diese Jahre wurden aufgrund der hohen Fallzahlen und des betrachteten Kontexts der Zuwanderungsbewegung gewählt. Im Fokus der Studie stehen die Hintergründe einschlägiger Brand- und Sprengstoffanschläge sowie deren Täter*innen. Im Wege einer kriminologischen Aktenanalyse werden Umstände der Taten sowie Merkmale zu den Täter*innen erhoben. Ebenfalls wird der Verlauf des Strafverfahrens untersucht. Für einen Überblick werden außerdem umfassend die zur Verfügung stehenden staatlichen und nichtstaatlichen Statistiken zur Entwicklung der rechts motivierten Brand- und Sprengstoffanschläge ausgewertet.

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