Die Hans‐Böckler‐Stiftung hat an der Ruhr-Universität Bochum eine Nachwuchsforschungsgruppe (NFG) zum Thema rechtsextreme Gewaltdelinquenz eingerichtet, die im Februar 2019 ihre Arbeit aufnahm. Die Stiftung hat dazu drei Promotionsstipendien vergeben. Die NFG wurde als Form der strukturierten Promotionsförderung darüber hinaus mit einem Sachmittel-Etat ausgestattet. Im April 2022 hat Prof. Dr. Tobias Singelnstein einen Ruf an die Goethe-Universität Frankfurt/Main angenommen, wodurch die NFG nun an den dortigen Lehrstuhl für Strafrecht, Strafprozessrecht und Kriminologie angegliedert ist.
Seit dem Frühjahr 2015 ist in Deutschland ein signifikanter Wandel und eine Zunahme rechtsextrem motivierter Gewaltdelinquenz zu beobachten. Diese Veränderungen finden im Kontext eines gesellschaftlichen Rechtsrucks statt, der sich auch im Erstarken rechtspopulistischer Parteien und neurechter Gruppen widerspiegelt. Die NFG soll in einer kriminologischen Perspektive zum einen der Frage nachgehen, wie und warum sich der genannte Deliktsbereich bezüglich Taten und TäterInnen wandelt. Zum anderen soll empirisch untersucht werden, wie die Praxis der Strafverfolgungsbehörden im Deliktsbereich rechtsextrem motivierter Gewaltdelinquenz ausgestaltet ist. Mögliche Themenschwerpunkte sind:
- Wandel registrierter Gewalttaten (Entwicklung seit den 1980er Jahren, gesellschaftlicher Kontext, kriminalstatistische Erfassung, alternative Datensammlungen);
- Entstehung neuer Gruppen von TäterInnen, Ausbildung terroristischer Strukturen;
- Praxis und Reaktionen der Strafverfolgungsbehörden (Polizei, Justiz).
Das Format der NFG bietet beste Voraussetzungen dafür, dass die Promovierenden auf Basis ihrer eigenen Interessen als Gruppe wissenschaftlich zusammenarbeiten. Die Promovierenden verbindet nicht nur eine übergreifende gemeinsame Fragestellung, sondern auch die Einbettung ihrer Themen in den breiten gesellschaftlichen Kontext, der Vergleich zu den 1990er Jahren sowie ein gemeinsames methodisch-empirisches Vorgehen. Auf diese Weise ergeben sich diverse Möglichkeiten zum Austausch, die weit über die Umstände einer Einzeldissertation hinausgehen.