Die Mitglieder der NFG020 haben in der aktuellen Ausgabe (Heft 3/2019) der Zeitschrift für Jugendkriminalrecht und Jugendhilfe (ZJJ) einen Aufsatz mit dem Titel „Wandel der Altersstruktur von Tatverdächtigen und Opfern rechtsmotivierter Gewalt? Entwicklung in Nordrhein-Westfalen (2007 bis 2017)“ publiziert. Auf Basis von bislang noch nicht ausgewerteten statistischen Datenmaterials der polizeilichen Statistik (PMK-rechts) zeigen Max Laube, Hendrik Puls und Claudia Tutino, dass der Altersdurchschnitt der Tatverdächtigen rechtsmotivierter Gewalt in NRW in den vergangenen zehn Jahren fast kontinuierlich angestiegen ist.
Das Durchschnittsalter stieg von 24 Jahren im Jahr 2007 auf 37 Jahre im Jahr 2017 an. Folglich hat sich auch der Anteil der Erwachsenen an den Tatverdächtigen deutlich erhöht. Der durchschnittliche Anteil der erwachsenen Tatverdächtigen lag in den Jahren 2012 bis 2017 bei 81,6%, wohingegen er in den Jahren 2007 bis 2011 lediglich 55,2% umfasste.Folglich spielen Jugendliche und Heranwachsende nur noch eine untergeordnete Rolle als Tatverdächtige rechtsmotivierter Gewalt. Damit verliert die in der Forschung noch immer verbreitete These, bei rechter Gewalt handele es sich vornehmlich um eine Form der Jugenddelinquenz, ihre empirische Grundlage. Hinsichtlich der Opfer rechter Gewalt lässt sich keine Veränderung der Altersstruktur nachweisen. Die Ergebnisse für NRW ähneln Befunden für die Bundesländer Sachsen und Berlin. Eine bundesweite Untersuchung ist aufgrund fehlenden Datenmaterials bislang nicht möglich.
Ein Mitschnitt unserer Veranstaltung Verzerrte Wahrnehmung? Todesopfer rechter Gewalt in NRW vom 11. März 2019 in Bochum ist kürzlich in der Podcast-Reihe "NSU-Watch: Aufklären & Einmischen. Der Podcast über den NSU-Komplex, rechten Terror und Rassismus“ erschienen. Der Podcast wird von dem Netzwerk NSU-Watch produziert. Die betreffende Ausgabe #32 des Podcast kann hier angehört werden.
Hendrik Puls wird am 22. Juni 2019 zusammen mit Dr. Barbara Manthe (Hochschule Düsseldorf) im Rahmen des Kirchentags in Dortmund zum Thema Rechtsterrorismus referieren. Die Veranstaltung geht von 14 bis 16 Uhr und besteht aus zwei Vorträgen mit anschließender Diskussionsrunde:
I. Geschichte und Entwicklungslinien des Rechtsterrorismus in Deutschland
II. Rechtsterrorismus, rechte Gewalt und die Dortmunder Neonaziszene
Veranstaltungsort ist das Kulturzentrum Langer August, Braunschweiger Str. 22, 44145 Dortmund.
Veranstalter*innen sind die "Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und Rechtsextremismus" (BAG K+R), der "Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus NRW" und den "Christ*innen gegen Rechtsextremismus Dortmund". Das komplette Programm, das sich kritisch mit der Aufarbeitung der NSU-Anschläge befasst, kann hier eingesehen werden.
Stellvertretend für die NFG020 referierten Max Laube und Hendrik Puls am 21. Mai über "Rechtsextremismus und Delinquenz" in der Vorlesung "Kriminologie II" an der Ruhr-Universität Bochum. Die Referenten gaben einen Überblick über behördliche und sozialwissenschaftliche Rechtsextremismus-Konzepte sowie über Geschichte, Praxis und Probleme der Erfassung von politisch rechtsmotivierter Delinquenz seitens der Polizei.
In den zurückliegenden Jahrzehnten sind in Deutschland weit mehr als hundert Menschen durch rechtsextrem oder rassistisch motivierte Straftaten ums Leben gekommen. In den polizeilichen Statistiken ist nur ein Teil dieser Fälle als politisch motiviert eingestuft worden. Häufig werden die Motive der Täterinnen und Täter nicht hinreichend aufgeklärt, unter den Teppich gekehrt oder schlicht nicht erfasst. Ein Langzeitrechercheprojekt von Tagesspiegel und ZEIT Online geht von mehr als 169 Todesopfern rechter Gewalt seit 1990 in Deutschland aus, davon sind lediglich 84 offiziell anerkannt. In Nordrhein-Westfalen zählen die Journalisten mindestens 24 Todesopfer rechter Gewalt seit 1990 und weitere acht Verdachtsfälle, davon sind lediglich elf von den Behörden anerkannt. Vor diesem Hintergrund haben Brandenburg und Berlin in den vergangenen Jahren als erste Bundesländer mehrere Dutzend Verdachtsfälle rechtsextrem motivierter Tötungsdelikte noch einmal wissenschaftlich untersuchen lassen. Auf der Veranstaltung werden die Forscher aus Brandenburg und Berlin über ihre Arbeit berichten. Darüber hinaus soll ein Blick auf einschlägige Verdachtsfälle in Nordrhein-Westfalen geworfen werden.
Moderation: Heike Kleffner, Journalistin und Geschäftsführerin des Verbands der Beratungsstellen für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt e.V.
11. März 2019 | 18 Uhr
Blue Square | Kortumstr. 90 | 44787 Bochum
Eine Veranstaltung des Lehrstuhls für Kriminologie der RUB, der Nachwuchsforschungsgruppe 020 der Hans-Böckler-Stiftung und des Verbands der Beratungsstellen für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt e.V. in Kooperation mit dem Dezernat für Hochschulkommunikation der Ruhr-Universität Bochum. Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenfrei, das Platzangebot ist aber begrenzt.