Nach dem Anschlag auf die Synagoge in Halle am 9. Oktober 2019, bei dem der Täter seine Taten mit einem Smartphone filmte und live ins Internet streamte, ist plötzlich die Rede von der Gamification bzw. Gamifizierung des Terrors. Doch ist dieser Begriff tatsächlich geeignet, um die besonderen Charakteristika des Anschlags zu beschreiben? Oder handelt es sich um ein modisches Schlagwort, das mehr verschleiert als erklärt? Hendrik Puls argumentiert im dritten "Working Paper" der NFG020, dass der Begriff gemieden werden sollte, da sich die Bedeutungszusammenhänge des aus anderen Kontexten entlehnten Begriffes Gamification nicht auf rechtsmotivierte Gewalttaten übertragen lassen. Am Beispiel des Anschlags von Halle zeigen sich vielmehr veränderte Inszenierungsformen von Gewalt sowie bislang noch eher wenig beachtete „radikale Milieus“, die sich vor allem mittels des Internets konstituieren.